Flintlock Fantasy, also Fantasy die in irgendeiner Form die Waffengattung des Steinschlosses, mal mit, mal ohne Magie, beeinhaltet, ist ein kleines, aber feines Subgenre. Bekanntester Vertreter dürften die Powder Mage/Gods of Blood and Powder Reihen von Brian McClellan sein.
Hier möchte ich zwei Novellas (zusammengefasst als The God King’s Legacy) von Richard Nell vorstellen. Richard Nell gehört zu der immer größer werdenden Riege der sogenannten Independents, die die ihre Bücher ohne Verlag im Hintergrund veröffentlichen. Dies heißt (leider) in der Regel dass die eBooks Amazon exklusiv sind, also ohne “Tricks” bekommt man sie leider nicht auf Tolinos, Kobos etc. Für die Autoren ohne Verlag ist der Weg über Amazon anscheinend konkurrenzlos: Im englischsprachigen Raum fast konkurrenzlos, ein extrem einfaches Inerface, Abrechnung/Abführung der Steuer übernimmt Amazon, Veröffentlichung in mehreren Ländern etc. Oft lohnt es sich aber auch die betreffenden Autoren persönlich anzuschreiben, oft lässt sich dann auch ein anderer Weg finden.
Auf Richard Nell wurde ich durch seine eindrucksvollen Ash and Sand-Bücher aufmerksam. Eigentlich wollte ich zuerst hiervon ein Review veröffentlichen, aber die Bücher brodeln und gären noch in mir, ich muss sie noch etwas sacken lassen. Deswegen reviewe als Schmankerl zwischendurch diesen kleinen Sammelband.
Kategorie-Archiv:Review
John Gwynne – The Shadow of the Gods (Bloodsworn Saga 1)
“The year 297 of Friðaröld, The Age of Peace”
..so der erste Satz in Shadow of Gods von John Gwynne. Eine erste Vorahnung macht sich breit, die nächsten Seiten bestätigen diese: “Och nööö”. Nachdem ich mich erst im Dezember/Januar durch die First Law Trilogie, die zugehörigen Romane und Kurzgeschichten, sowie The Age of Madness von Joe Abercrombie mit viel Freude gearbeitet, sowie mich dann noch in Assassin’s Creed Valhalla vertieft habe….da hatte und habe ich ersteinmal genug von allem was mit Wikinger, Nordmänner, Langhäusern, Drachenbooten zu tun hat.
Also ein eher missmutiger Einstieg in die Bloodsworn Saga, aber zum Glück war mein Vertrauen in die Fähigkeiten des Autors dann doch stark genug um mich zum Weiterlesen zu bewegen.
Das Setting, mitsamt der Sprachen, des Gesellschaftssystems und der Götterwelt lehnt sich dann auch stark an die nordischen Vorbilder aus Realität und Mythos an, aber entfernt sich dabei weit genug von diesen, so dass es sich nicht wie ein DejaVu anfühlt.
Die Welt, genauer Vigrið, von Shadow of the Gods befindet sich in dem “Age of Peace”, die Zeit nach der großen Schlacht in der die alten Götter fielen und die Welt erneuert wurde. (Siehe auch: Raganrök ) Doch diese Götter haben deutliche, teilweise physische Spuren in der Welt hinterlassen und sind mehr als nur Erzählungen und Mythen einer vergangenen Zeit. Die Spuren, die die Götter in den Menschen hinterlassen haben, die phantastischen , aber realen, vaesen, wie zum Beispiel Trolle oder die zähnefressenden (!) tennúr und die “nordischen” Gesellschaftsstruktur rührt Gwynne zu einer interessanten Mischung zusammen. So existiert beispielsweise eine ganze Stadt in dem Schädel eines toten Gottes. Für mich ist die Welt, zumindest im ersten Band, der Star von The Shadow of the Gods.
Generell bedient sich der erste Band (der Zweite erscheint wohl bereits 2022, der Dritte vermutlich 2023) dem bewährten Mittel der Multiperspektivität: Erzählt wird aus Sicht der Söldnerin Elvar, der Bäuerin Orka, und dem entlaufenen unfreien Knecht (Thrall) Varg, deren Wege sich erst zum Schluss teilweise kreuzen. Wem das jetzt etwas dröge klingt, dem sei versichert: Hinter jedem Charakter steckt wesentlich mehr, mysteröse Vorgeschichten und zu Beginn noch unbekannte Hintergründe und Eigenschaften entblättern sich im Verlauf des Buches.
Die Charaktere sind an sich nicht uninteressant, aber mich holen sie nicht ab. Ich fühle mich ihnen nicht verbunden, mich interessiert ihr Schicksal nur im Sinne der Gesamtgeschichte, ihre eigenen Schicksale lassen mich fast vollständig kalt. Es werden auch einige Begleitcharaktere eingeführt, aber sie umweht meistens das G’schmäckle von Redshirts und/oder Statisten, nur da um den drei Protagonisten für die Charakterzeichnung eine Reflektionsfläche zu geben. Wer Angst vor zerschmetternde Abgänge von liebgewonnenen Personen hat kann übrigens ruhigen Gewissens zugreifen. Alles safe!
Viele Reviewer bemängelten, dass das Buch zu gemächlich und langsam in die Puschen kommen würde. Die Handlung überschlägt sich tatsächlich im ersten Drittel nicht gerade, aber mich hat dies Aufgrund des in dieser Zeit stattfindenden Worldbuildings überhaupt nicht gestört. Im letzten Drittel gibt es deutlich mehr Action und endet mit guten, wenn auch teilweise vorhersehbaren, offenen Enden.
Sprachlich ist das Buch meist kurz, prägnant und auf den Punkt; es liest sich wunderbar rund und flüssig. Die Erzählung ist durchsetzt mit altnordischen (??) Begriffen, Phrasen und Aussprüchen, welche aber nicht übersetzt werden – der Kontext muss aussreichen; auch ein Glossar fehlt leider.
Cover:
Joa, ein gigantischer Drache, welcher einem Krieger oder einer Kriegerin gegen übersteht. Kommt schon irgendwie ein bisschen so vor, aber nicht so wirklich. Auch das Erscheinungsbild des Drachens passt nicht so ganz:
The dragon’s body was thin and emaciated, ribs stark through pallid scales, almost white and translucent with dark patches of rot and weeping yellow pus. Her jaws were wide and razored with teeth longer than spears, pale horns rowed and curling upon her head.
Die Mitglieder des Ordens der hölzernen Klischeekeule werden zwar nicht jubilieren und jauchzen, aber doch anerkennd nicken.
Angesichts der doch recht gelungenen Cover von The Faithful and the Fallen und Of Blood and Bone für mich ein Rückschritt in Richtung Effekthascherei.
Als Analogie des einzelnen Menschen, der einem scheinbar unüberwindbaren Gegner in Form von Göttern, Gesellschaft und Geschichte gegenüber steht, funktioniert es allerdings.
Fazit:
Für Fans von High Fantasy nach Gemmelscher Bauart ist dies Buch eine deutliche Empfehlung. Mark Lawrence hat es in seinem Review bei Goodreads gut zum Ausdruck gebracht.
John Gwynne is very definitely the closest we have to an inheritor of David Gemmell’s mantle as master of heroic fantasy with grit and heart.
Dies lässt sich auch in Bezug auf die anderen Reihen des Autors sagen, auch dort hatte ich viel zu meckern. Aber nichtsdestotrotz lese ich John Gwynne sehr gerne. Es ist fast schon entspannend und verspricht 2-3 Abende solide Fantasyunterhaltung. Den Hauptabzug gibt es für die (noch) schwachen Charaktere. Ich bin gespannt ob Gwynne sich hier noch steigern kann.
Wertung: 6.5/10
Michael J. Sullivan – Percepliquis (Ryria Revelations 6)
Paperback, Ridan, US. |
Ich habe mich ja bereits recht enthusiastisch über die ersten fünf Bände der Ryria Revelations von Michael J. Sullivan geäussert. Der Fünfte Band “Percepliquis” ist zwar in den USA bereits am 15.01.2012 erschienen, doch liess sich die deutsche Dependance von Amazon recht viel Zeit, die Ausgabe von Ridan (leicht versetzt erscheint auch eine Ausgabe von Orbit, in dem jeweils 2 Teile der Reihe in einem Band zusammengefasst sind) überhaupt zu listen. Doch nach langem Warten liegt der letzte Band nun vor mir.
Zum Einstieg: Die Intrigen der Kirche sind vorerst überwunden, und die von ihr eingesetzte Kaiserin bleibt aber zur Sicherung des Landfriedens eingesetzt. Doch sind bereits neue Gefahren im Verzug: Die Elben haben mit einer Armee die historische Grenze, den Fluss Nilwalden, überschritten. Da sie den Menschen nicht nur in persönlicher Kampfkraft, sondern auch durch Magie überlegen sind, sind die an der Grenze gelegenen Königreiche schnell in ihrer Hand, und die Menschen vertrieben. Was die Elben nun zu diesem Schritt getrieben hat, ist unbekannt. Klar ist aber, dass ihnen die Menschen nicht lange Widerstand werden leisten können. Doch gibt es zumindest eine waage Hoffnung: Royce, Hadrian, sowie einige andere bekannte Charactere werden auf die Suche nach der alten Hauptstadt Percepliquis geschickt, um dort ein legendäres Relikt zu finden, welches die Elben angeblich aufhalten, oder sogar kontrollieren kann.
Dieser Plot scheint weder aufregend oder innovativ, sondern wie aus dem Handbuch für Fantasyautoren entnommen: Person/Gruppe X wird auf eine Reise geschickt, um einen Gegenstand zu finden und die Welt zu retten. Doch wer die vorhergehenden Teile der Reihe gelesen hat, weiß dass sich unter Sullivan’s konventionellem Anstrich oft mehr verbirgt, als man zu Beginn annehmen möchte. Klar, manche Charactere bleiben nach wie vor blass, und die Kolateralliste ist in Teilen auch recht offensichtlich, aber besonders im letzten Drittel laufen viele Fäden zusammen, von denen ich viele vorher gar nicht als solche wargenommen hatte. Auch das Ende wirkt einerseits zu konstruiert, märchenhaft und zwanghaft passend, aber andererseits gab es für mich doch genügend “Aha!”-Momente, sodass dieser Mängel zwar deutlich war, aber trotzdem das Lesevergnügen nicht allzusehr schmälerte.
Sullivans Stil ist und bleibt gefällig, er dürfte auch ungeübteren Lesern keine großen Probleme bereiten, er lädt gerade zum verschlingen ein!
Orbit, UK |
Cover
Das Cover der Ridan Ausgabe ist wieder von Sullivan selbst angefertigt worden, und meiner Meinung nach über allen Zweifel erhaben. Die Gestaltung des betreffenden Orbit Sammelbandes atmet geradezu Ideenlosigkeit, und imitiert den üblichen Trend. Schade 🙁
Fazit
Sullivan bringt seine Reihe mit “Percepliquis” zu einem gebührenden Abschluss. Fast alle Pros und Contras der Reihe kulminieren in diesem letzten Band, und besonders in seinem Abschluss der einiges an Überraschungen bereit hält, aber andererseits etwas zu kurz und teilweise ideenarm geraten ist. Die Reihe ist nach wie vor eine Empfehlung für alle Freunde der “traditionellen Fantasy”, und besonders für die, die es zumindest einmal waren.
Wertung: 7.5/10
Raymond Feist – A Kingdom Besieged (Chaoswar Saga 1)
Hardcover UK, Harpercollins. |
Raymond Feist’s Midkemia Saga war vor vielen, vielen Jahren mein Wiedereinstieg in die Fantasy. Mit meinen steigenden Ansprüchen an die fiktionalen Inhalte meiner Lektüre sank leider auch die Qualität von Feist’s literarischem Output. Wahrscheinlich wohnt meiner Einschätzung auch ein Kausalzusammenhang inne, aber andererseits scheinen viele Leser & Rezensenten diese Einschätzung zu teilen. Feist’s Stil war schon Anfang der achtziger “well established“, aber verglichen mit den Strukturen die Zeitgenossen wie David Gemmel oder David Eddings mit ihren Heldenepen lieferten, wohnte Feists Schaffen aus heutiger Sicht durchaus eine frische Qualität inne. Aber leider verhält es sich mit seinen neueren Veröffentlichung so wie bei neuen Alben von AC/DC: Man hat das Gefühl einer Endlosschleife zu lauschen, hie und da lassen sich Reste der vergangenen Größe erkennen, aber letzen Endes war alles schonmal da, nur besser. Gerade der letzte Band war für mich eine herbe Enttäuschung. Es wirkte unfertig, schlecht lektoriert und unausgegoren. “A Kingdom Besieged” ist der erste Band der “Chaoswar Saga”, der wohl letzten Reihe im Midkemia Universum. Wird es Feist gelingen die Reihe zu einem würdigen Ende zu bringen?
Feist steigt ein mit einer Szenerie aus der in den letzten Bänden immer präsenteren Dämonenwelt, wobei hier erstmals die Sichtweise der Dämonen selbst geschildert wird, diese Sicht bildet den ersten Haupthandlungsstrang. Der Zweite führt uns in die Anfänge der Reihe zurück, nämlich in das Fürstentum Crydee, welches nach den Ereignissen der ersten Bände kaum noch Erwähnung fand. Crydee ist, wie zu Beginn der Reihe, der westlichste Aussenposten des Königreiches der Inseln, und spielt politisch nur eine untergeordnete Rolle. Man könnte diese Szenerie teilweise auch als “Magician – The Next Generations” beschreiben, denn es stehen die Nachfahren von Charakteren aus den vergangenen Jahrzehnten im Muttelpunkt: Die Nachfahren von Martin Longbow, von Talwin Hawkins (der allerdings noch selbst lebt & mitmischt). Viele alte Namen wie Arutha, Jimmy die Hand und sogar König Lyam tauchen auf. A Kingdom Besieged wäre für einen Neueinsteiger denkbar ungeeignet, da sehr viele Charakter und Ereignisse nur kurz, oder gar nicht erklärt werden.
Die einrahmende Handlung besteht neben der in den letzten Bänden eingeführten Dämonenproblematik, und der mit ihr verbundenen Sternelben, in einem drohenden Konflikt des Königreiches mit Imperium Kesh, welcher sich ausgerechnet im Westen um Crydee, einer Gegend die von beiden Seiten als nicht besonders eingeschätzt wird, entzünden soll. Einhergehend, paralell und teilweise verschränkt damit, gehen sowohl das Konklave der Schatten, der Geheimdienst von Jim Dasher/Lord James als auch die Sandreena vom Orden des Schildes ihren Geschäften nach.
Was A Kingdom Besieged meiner Ansicht nach wesentlich besser macht als die Vorgänger, ist die Tatsache dass die Handlung von Titanen wie Pug, Magnus oder Tomas wegschwenkt, und sich zerbrechlicheren Charakteren zuwendet. Die erwähnte jüngere Generation bringt etwas frischen Wind, die Rückkehr von bereits eingeführten und bekannten Personen und Orten gibt dem Kenner der Reihe ein warmes und bekanntes Gefühl. Ebenso wirkt hier alles etwas ausgereifter, sowohl das Lektorat, als auch Feist selbst scheinen sich hier mehr Mühe gegeben zu haben; vielleicht hatten sie auch einfach mehr Zeit.
Cover
Hardcover US, Harper Voyager. |
Die HarperVoyager Ausgabe geht wie alle Bände dieses Stiles in Ordnung, einigermaßen neutral. Das Cover von Harper Voyager gibt sich zwar redliche Mühe, das Motiv hat eindeutigen Bezug zum Inhalt, aber andererseits wirkt es billig und zu klischeehaft. Klare Differenz zwischen “Gute gemeint” und “Gut gemacht” 🙁
Fazit
Ein Hoffnungsschimmer. “A Kingdom Besieged” ist qualitativ eine deutliche Verbesserung. Es ist weniger Pug zentriert, in der Summe ist vieles ein Rückgriff auf die ersten Bände der Reihe, sowohl was die Charaktere, als auch was die Örtlichkeiten angeht. Handlungen und Personen wirken weniger konstruiert als in den letzten Veröffentlichungen. Wenn Feist dieses Niveau halten, besser noch steigern kann, dann sehe ich dem Abschluss von Midkemia vielleicht nicht gleich freudig, aber doch zumindest versöhnlich entgegen.
Wertung: 6/10
Michael J. Sullivan – The Ryria Revelations (Bd 1-5 von 6)
Crown Conspiracy (1v6) & Avempartha (2v6), Ridan Publishing. |
“The Crown Conspirancy”, der erste Band von Michael J, Sullivans “Ryria Revelations” stand bereits seit über einem Jahr auf meinem Warteschlangeregalbrett. Da mir das Buch sowohl in Format, Handhabung, als auch Cover gefiehl, bekam es gegenüber der anderen ungelesenen Werke im Regal, zBsp. von Brian Ruckley, Daniel Abraham oder R. Scott Baker den Vorzug. Eine weise Entscheidung, den bereits nach den ersten hundert Seiten bestellte ich fluchs die anderen bisher erschienenen vier Bände, so groß war meine Lesevergnügen. Da diese innerhalb von wenigen Tagen eintrafen, und ich für einige Tage ans Bett gefesselt bin/war, las ich alle fünf Bände innerhalb einer Woche, wessenthalben ich sie jetzt hier auch zusammen & komprimiert reviewe.
Nyphron Rising (3v6) & The Emerald Storm (4v6), Ridan Publishing. |
Von vorneherein lässt sich sagen dass Sullivan beim Schreiben ein Fantasytraditionalist ist, und sich ehr in Richtung von Eddings oder Feist, als Martin, Erikson oder Abercrombie orientiert.
Das Grundgerüst ist schnell erzählt: Fixpunkte über alle Bände hinweg sind der “Meisterdieb” Royce, und der Söldner Hadrian, welche sich darauf spezialisiert haben für wohlhabende Kundschaft ungewöhnliche und gefährliche Aufträge auszuführen. Als sie kurzfristig, um ein Duell zu verhindern, ein bestimmtes Schwert aus dem Königsresidenz des Königreiches Melegan stehlen sollen, wird zeitgleich auch der König ermordet, und der Mord wird den Beiden angehängt. Hier nimmt eine Entwicklung voller politischen Intrigen seinen Anfang, in den Royce und Hadrian teilweise gegen ihren Willen, teilweise ohne ihr eigenes Wissen hineingezogen werden. Ihnen werden teilweise wiederkehrende, teilweise einmalige Charaktere an die Seite gestellt, mit denen sie sich bändeweise die Rolle der Protagonisten teilen.
Wintertide, Ryria 5v6. Ridan Publishing. |
Das Setting ist folgendes: Das alte Imperium ist schon seit über 900 Jahren untergegangen, die Reste in mehrere Königreiche & eine Republik zersplittert. Zwischen den Königreichen entstehen immer wieder Spannungen, ständig wird versucht neue Bündnisse einzugehen, oder Loyalitäten durch Heirat zu sichern. Eine der wenigen Konstanten ist die Kirche, die schon zu Zeiten des Imperiums existierte, und heute noch an mancher Stelle im Hintergrund die Fäden zieht. Nachdem das alte Imperium nach einem langen Krieg gegen die Elfen/Elben noch in einen Frieden erwirkt hatte, sind die Reiche der Menschen & Elfen/Elben komplett von einander abgeschnitten. Die Elfen/Elben die noch in den Königgreichen der Menschen leben, werden als rechtelos und minderwertig betrachtet, und leben in der Regel in sklavenähnlichen Zuständen. Nicht besser geht es den Zwergen, die zwar aufgrund ihrer Handwerkskunst geschätzt werden, aber trotzdem nicht über die gleichen Rechte wie die Menschen verfügen.
Einen Originalitätspreis gewinnt Sullivan mit Setting und Charakteren sicherlich nicht, aber andererseits ist die Ausführung was den Lesespaß angeht sehr gelungen, Sullivan bereitet hier eine gelungene Variation eines klassischen bekannten Gerichtes zu. Obwohl dem erfahrenen Leser alle Zutaten “irgendwie” bekannt vorkommen, sind die Details der Beziehungen der Charaktere auf der Einen, der Aufbau der Welt auf der Anderen Seite geschickt über die einzelnen Bände verstreut. Aber: Todesfälle sind in der Regel sehr vorhersehbar, oder sie wirken wie eine notwendige Resteentsorgung zum Abschluss eines Handlungsstranges. Ebenso ist die Schilderung mancher Soziotope entweder flach, oder hölzern geraten (insbesondere in Wintertide).
Cover
Die Cover der Einzelbände gehören für mich zum besten was ich in letzter Zeit gesehen habe. Warum? Es sind entgegen dem Trend eben keine Personen abgebildet, sondern Landschaften, Szenen oder Stimmungen. Fast überflüssig zu erwähnen dass sie vom Autor selbst stammen, der selber auch eine Art Kunststudium absolviert hat. Mit diesen kann man sich in der Öffentlichkeit sehen lassen.
Eine mittlere Katastrophe dagegen die dreibändige Ausgabe die Orbit jetzt aufgelegt hat (Jeweils zwei Bände der Ridan Ausgabe in einem Band). Das übliche Klischee: Düstere, halbvermumte Personen, die Hintergründe haben keinen wirklichen Bezug zu den Inhalten. Warum mache Verlage sowas? Nehmen sie uns nicht ernst?
Ryria Revelations, Orbit, UK. |
Fazit
Auch wenn das große Finale “Percepliquis” erst im Frühjahr 2012 erscheint, erhält die Reihe trotzdem schon jetzt eine Empfehlung von mir, sowohl für alte Hasen als auch Frischlinge. Insbesondere für Erstere vermittelt die Reihe oft das Gefühl mal wieder in eine altbekannte Kneipe einzukehren, da Sullivan sich nicht dem aktuellen Trend zu verschachtelt-komplexen Plots in expliziter Sprache verpflichtet fühlt, sondern ehr schreibt wie ein Raymond Feist zu seinen Hoch-Zeiten: Der Drang weiterzulesen, bzw. den nächsten Band aufzuschlagen war bei mir (und auch den meisten anderen Rezensenten) immer präsent, und konnte auch durch die eindeutige Schwächen nicht getrübt werden. Desweiteren ist die Reihe eine Empfehlung für alle die sich mal an einen Roman/Reihe im Original heranwagen wollen, denn Sullivan benützt eine klare, einfache Sprache, ohne allzusehr in Platitüden zu verfallen.
Wertung: 7/10.
Mark Lawrence – Prinz der Dunkelheit
Aufgrund von einigen wohlwollenden Reviews stand Mark Larence’s Debüt bereits seit Mai auf meiner Wunsch-/Einkaufsliste, aber da mein Lesevorlauf bereits sehr groß ist, verzichtete ich auf die Bestellung. Diese wäre sowieso sinnlos gewesen, denn wie ich feststellen musste, wird die englischsprachige Ausgabe erst im August erscheinen, während die deutsche Ausgabe bereits im Mai seinen Weg in die Buchläden fand. Bei einem englischen Autor mehr als ungewöhlich wie ich finde. Umso erstaunter war ich dann, also Mark Lawrence mich anschrieb, ob ich Interesse an einem Freiexemplar hätte. Hatte ich natürlich :-). Das Buch kam dann auch mit netter Widmung an, und da einige andere deutsche Seiten dieser Tage auch Reviews gepostet haben, gehe ich also davon aus dass sie teilweise auch zu den Empfängern der Freiexemplare gehören. Ich halte es für wichtig dies anzumerken, da zumindest meine Wenigkeit sich durch die direkte Ansprache & Widmung durchaus geschmeichelt fühlt. Meine Grundeinstellung war also schon vor dem Lesen ein sehr positives und beeinflusst also auch das Review.
Der Protagonist Jorg ist ein Königssohn der zusehen musste wie seine Mutter und sein Bruder ermordet wurden, und der Aufgrund der politisch begründeten Unfähigkeit seines Vaters dies zu rächen, frustriert zum Racheengel mutiert. Er reißt aus und zieht mit einer Band von organisierten Strauchdieben und Söldnern umher.Wohlgemerkt im zarten Alter von neun, beziehungsweise etwa fünfzehn zum Zeitpunkt zum der Erzählung.
“Prinz der Dunkelheit” ist der erste Teil der Triology “The Broken Empire” (dt. Titel mir unbekannt), und anscheinend wurde im UK bereits ein regelrechter Bieterwettstreit um die Rechte ausgetragen, folglich wird auch versucht es als “das” Debüt 2011 zu vermarkten.
Ich bin mir nicht sicher ob es jetzt “das” Debüt ist, aber es ist auf jeden Fall ein Erstling der deutlich mehr Stärken als Schwächen hat. Die Eragornleser seien aber gewarnt: Jorg erweckt weder große Sympathien, und er und seine Kumpane stellen fast einen Gegensatz zur gängigen Interpretation des Heldenhaften dar. Sein zynisch untermalter Mangel an Empathie, und der gewissenlose Egoismus machen ihn zum Gegenstück des strahlenden Heldens. Die (Gräuel)taten die von Jorg und “seiner Bande” begangen werden sind zwar zahlreich, werden aber immer ehr angedeutet als beschrieben. Es geht auch mehr um sein Innenleben als um seine Handlungen, entscheidend ist was ihn antreibt. Andere Charaktere bleiben auch blass, und warten ehr mit vergänglichen Qualitäten auf. Der Plot springt immer wieder geschickt kapitelweise zwischen der Gegenwart und den Ereignissen in Folge des oben erwähnten Mordes, so dass der Leser häppchenweise mit Hintergrundinformationen versorgt wird. Neben Lawrence’s gefälligem Stil, der das Lesen zu einem einfachen Genuss macht, ist auch der Abschluss dieses Bandes gelungen, er endet ehr in einer natürlichen Pause als in einem Cliffhanger.
Beim Worldbuilding gibt sich Lawrence ebenfalls keine Blöße. Die politische Landkarte erinnert an den deutschen Partikularismus am Ende des heiligen römischen Reiches deutscher Nationen; viele kleine Territorialherren streiten um Macht, Ruhm und Land, den Kaiser als zentrale Institution gibt es nicht mehr. Die Welt scheint von der Geschichte her eine postapokalyptische Version der unsrigen zu sein, so finden sich Sokrates, Plutarch aber auch der christliche Glaube wieder. Auch werden eifrig die Überlassenschaften der vorherigen Zivilisation genutzt, wie zBsp überlieferter und überlegener Stahl. Aber auch höhere, scheinbar elektronische Technik schimmert hier da durch die Buchseiten, und dies dürfte so manchen Leser ersteinmal verwirren. Geographisch scheint die Welt (siehe Karte) trotzdem nichts mit Europa oder Nordamerika gemein zu haben, aber andererseits werden Regionen wie beispielswiese Persien erwähnt.
Doch leider gibt es auch etwas zu bemängeln: Jorg scheint trotz seines noch jungen Alters einfach alles zu gelingen. Egal ob es die Konfrontation mit deutlichen älteren und stärkeren Bandenmitgliedern ist, oder wenn er in einer aussichtslosen Situation mit dem Rücken zur Wand steht. Er hadert, kämpft und verliert in seinem Kopf und seiner Psyche mit sich selbst und anderen, aber in der physischen Welt scheint Scheitern, von einer dramatischen Situation abgesehen, für ihn ein Fremdwort zu sein. Insofern hat er dann doch etwas vom Klischeehelden, aber diese Charakterzüge wirken auf mich selbst in der klaten Realität des Buches überzogen und unrealistisch. Die Übersetzung halte ich in seiner Gesamtheit für gelungen, der Titel “Prinz der Dunkelheit” ist aber ein Griff ins Klo. Der Originaltitel “Prince of Thorns” rührt daher, dass Jorg, als er den Mord als Kind beobachten musste, in einem Dornbusch feststeckte, und an diesen Verletzungen beinahe selber erlegen wäre. Und so wie der Rachegedanke seine Seele entstellt, so zeichnen ihn die Narben des Dornbusches bis heute. Weshalb man auf diese Symbolik mittels “Dornenprinz” o.ä. nicht eingegangen ist, bleibt mir ein Rätsel.
Cover
Das deutsche und das UK Cover ist identisch und es nimmt, immerhin, wirklich einen Bezug auf den Inhalt des Buches: Ein junger verhüllter Knabe in einem Haufen getöter Menschen und ihren Waffen. Von der Symbolik her eine Art Racheengel nach vollbrachter Arbeit. Ich finde es aber trotzdem zu peinlich und martialisch, meine Abneigung gegen Personendarstellungen schlägt hier wieder durch.
Fazit:
Mark Lawrence ist hier ein gutes und durchdachtes Debüt gelungen. Aufbau, Sprache und Plot zeugen von einem Könner, der weiß wie man Spannung aufbaut und mit den Lesererwartungen spielt. Die oben beschriebenen Mängel im Protagonisten verpassen dem Ganzen aber leider einen Dämpfer. Auf die nächsten Bände bin ich aber trotzdem gespannt.
Wertung: 7/10.
Mark Charan Newton – City of Ruin
Hardcover UK, Tor. |
Band 1 der Legends of the Red Sun Nights of Villjamur bzw. Mark Charan Newton war und ist mein Lieblingsnewcomer, und für einen Erstling war Nights.. erstaunlich dicht & komplex, und mit nur wenigen Fehlern behaftet die wirklich ins Gewicht fielen. Es sei denn man bezeichnet die Multiplotstruktur, und den Verzicht auf eine zentrale Figur als einen Nachteil oder Schwäche, denn daran scheinen sich die Geister zu scheiden. Wird Band 2 der Reihe City of Ruin das Niveau halten bzw. die Probleme des Vorgängers beheben können?
Paperback, MacMillan. |
Die Stärke von Newton ist und bleibt das Worldbuilding und die Stadt als sozial ambivalente Einheit. Er zeichnet mit treffender Tiefenschärfe die gnadenlose Sozialstruktur Villirens, und Gleichgültigkeit gegenüber der Vergänglichkeit des menschlichen (und rumelschen) Lebens, die fernab der ordnenden Hand der imperialen Behörden auch die machiavellischen Strömungen Villjamurs locker in den Schatten stellt. Auch tritt hier der Rassimus deutlicher hervor als in der Hauptstadt: Mit segregativen Merkmalen wie “Humans Only” an Restaurants und Cafés bebildert Newton die Tatsache, dass gerade in Zeiten drohenden Unheils sich Vorurteile verstärken und Sündenböcke gesucht werden. Die Darstellung der problematischen Einstellungen in die Folgen der Gesellschaft zum Thema Homosexualität wirken allerdings etwas zu bemüht, und die Lösungen nicht ganz vollständig und glaubwürdig.
Cover:
Paperback, Spectra. |
Mich mag keines der Cover recht überzeugen, wobei das Paperbackcover von Spectra noch das deutlich ansprechenste ist, da hier mehr die (zerstörte) Stadt in den Mittelpunkt gerückt ist, wobei das Cover von MacMillan mit dem dämlich-heroisch dargestellten Brynd einfach nur peinlich ist. Nightangel anyone ?
Fazit:
Newton hält sein hohes Niveau und steigert es stellenweise sogar noch. Probleme mit zu vielen Plots und schwachen Charakteren werden zumindest teilweise behoben, während er seine Stärke, das Worldbuilding & die Stadt als Lebensraum, weiter ausbaut. Für letzteres gibt es auch 0.5 mehr als für Nights of Villjamur.
Wertung: 8.0/10.
Patrick Rothfuss – The Wise Man’s Fear (Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag)
Hardcover UK, Gollancz. |
Wie viele andere Fans dies- & jenseits des großen Teiches habe auch ich lange auf The Wise Man’s Fear gewartet. Einiges was ich aufgrund der Aussagen anderer Rezensenten, die allerdings die ARC (Advanced Reading Copy) zu Verfügung hatten, befürchtete, fehlte entweder in der finalen Version (unwahrscheinlich) oder ich nahm es schlicht nicht so wahr.
Rothfuss verzichtet auf die mittlerweile fast obligatorische Zusammenfassung “..was bisher geschah”, wer sich aber die Eckpunkte von The Name of the Wind nochmal ins Gedächtnis rufen will, kann sich diesen kurzen Comic zu Gemüte führen. Das Setting ist Anfangs noch das gleiche in The Name of the Wind. Das Gasthaus, und die Ereignisse darin bilden den erzählerischen und perspektivischen Rahmen, die eigentliche Erzählung findet aber in und um die Universität statt, hier beeindruckt Rothfuss wieder mit seinem Talent seine Welt detailliert, realistisch und glaubwürdig zu gestalten. Die Universität, und der Aufbau der verschiedenen Fakultäten, und wie sie erklärt sind beeindruckt mich immer wieder. Ebenso wie er die Wissenschaften entworfen hat. Wenn die Welt solchen Naturgesetzen unterworfen wäre wie sie Rothfuss sie seiner Welt eingepflanzt hat, dann gäbe es am Großteil der von Rothfuss aufgeführten und erklärten Wissenschaften nichts zu rütteln. Physik, Logik, Philosophie und das Metaphysische verbindet Rothfuss mehr als überzeugend.
Zu Beginn erleben wir Kvothe’s zweites Semester in ganzer Fülle, von der problematischen Einschreibung, bis zum vorläufigen Ende seiner finanziellen Probleme. Und obwohl ich noch viele Semester miterleben möchte, einfach weil ich die Universität sehr faszinierend finde (Hogwarts anyone?), ist es gut dass das Setting sich im zweiten Drittel ändert, und sich von der Universität weg bewegt.
Hardcover US,DAW |
Manche Übergänge sind allerdings etwas holprig, zBsp. erfährt man dass Kvothe wegen eines Vergehens vor Gericht gestellt wird, aber den Ablauf bzw. wie Kvothe der Verurteilung entrinnt, erfahren wir in einer zugegebenermaßen cleveren, aber doch sehr kurzen Blende in das Gasthaus in der Gegenwart. Ebenso wird Kvothe’s Reise zu Beginn des zweiten Drittels, obwohl einiges passiert, auf zwei Seiten abgefertigt. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass ein auf Details geradezu versessener Autor wie Rothfuss hier nichts einfiel, wahrscheinlich musste er diese Passagen aus Platzgründen stark komprimieren.
Das Hauptproblem bei TWMF ist, dass es logischerweise schwerpunktmäßig um Kvothe geht, es reiht sich Ereignis an Ereignis, letzten Endes gelingt ihm alles, und teilweise sehr große Zufälle spielen ihm zu. Rothfuss zeigt zwar phasenweise zweifelnde, und überhebliche Momente von Kvothe, aber wirkliche Reibung mit der Welt, dass seine Verzweifelung spürbar wird, erfährt man leider nicht. Auch Ruhepausen, die man durch mehrere Plots oder andere Protagonisten bekommen könnte, entstehen leider nicht, der einizige Protagonist muß schliesslich die Handlung vorantreiben. Nebencharaktere wie Denna, Sim, oder Wilem die bereits in TNotW eingeführt wurden bleiben leider immer noch verhältnismäßig blass und eindimensional. Man erfährt zwar ein bisschen mehr über ihre Biographien, aber sie bleiben ehr uninteressant. Aber darüber sollte man sich a weder wundern, noch beklagen, denn letzten Endes ist es ja eine Autobiographie, also vor allem ein “ICHICHICH” Buch !
Mein persönlicher Hassteil befindet sich am Ende des zweiten Drittels, dort befinden sich ca. 50 Seiten einer traumartigen Sequenz, die sehr überraschend über den Leser herfallen, und für mich sehr hinmontiert wirken. Sie waren zwar toll geschrieben, aber ich hätte sie trotzdem gerne überlesen.
Es wird sicher auch einige stören, dass TWMF, insbesondere im Vergleich zu Joe Abercrombie & Konsorten, sehr actionunlastig ist. Es passiert zwar mehr als im Vorgänger, aber es geht sehr gemütlich zu, der Weg scheint hier ehr das Ziel zu sein.
Cover
Beide Cover sind so mittelprächtig geraten, wobei mir das UK Cover mit der Schwert zückenden Person (Kvothe !?!) etwas effekthascherisch erscheint. Das US Cover ist stimmig, aber ich verstehe dass Motiv nicht ganz. Es ist aber auf jeden Fall das S-Bahn tauglichere.
Fazit
Die Erwartungen an Band drei sind bei mir mittlerweile riesig, denn Band zwei wirft fast mehr Fragen auf, als dass er beantwortet, es muß noch so viel an der Welt ausgemalt werden, es muß noch so viel passieren, die Situation der Welt der erzählerischen Gegenwart & nicht zuletzt der Titel “Königsmörder” muß noch erklärt werden. Und wie oben angeführt gibt es genügend Dinge zu kritisieren, mir hat die Lektüre aber trotzdem einen Riesenspaß bereitet. Warum, kann ich nicht so richtig in Worte fassen, sicherlich sind es die vielen kleinen Details an der Universität, vielleicht ist Rothfuss aber auch einfach ein brillianter Erzähler. Wer The Name of the Wind mochte, wird The Wise Man’s Fear auf jeden Fall lieben !
Wertung: 8/10.
David Anthony Durham – Acacia: The War with the Mein (Macht und Verrat)
Hardcover |
David Anthony Durhams Acacia: The War with the Mein galt als eines der Fantasydebüts von 2007, wobei die Betonung ganz klar auf “Fantasy” liegt, denn Durham hat bereits Werke wie Gabriel’s Story & Walk Through vorgelegt, die sich ehr mit afroamerikanischen Schicksalen im 19. Jahrhundert auseinandersetzen, sowie das vielfach ausgezeichnete und gelobte Pride of Carthage, ein historischer Roman der zur Zeit des zweiten punischen Krieges spielt. Der Mann kann schreiben, und lehrt und doziert über sein können auch an diversen amerikanischen Universitäten. Insofern darf man auch kein typisches Debüt erwarten.
Paperback |
Man merkt dass Durham Erfahrung beim Schreiben historischer Fiktion hat. Vieles in Acacia ist nicht so einfach wie es scheint, die
Abhängigkeiten und Verknüpfungen in der von ihm geschaffenen Welt sind vielfältig. Acacia ist nicht nur der Name des Buches, sondern auch der des Herrscherhauses, und dessen Macht beruht letzten Endes auf einer Droge, dem “Mist” mit dem es insbesondere die unteren Schichten seines zusammengewürfelten Imperiums mehr oder weniger ruhig stellt. Aber der Konsumund die daraus folgende Lethargie zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten, auch der König selbst, Leodan, aus dem Geschlecht der Akaran, ist der Droge, ob der moralischen Konflikte, die die Herrschaft mit sich bringt, verfallen. Diese Droge erhält das Imperium von den mysteriösen Lothan Akun, die weit entfernt, in angeblicher unendlicher Machtfülle jenseits des Ozeans leben. Das Reich wird gleichzeitig von den Mein, eine Art Wikinger, die sich für die Demütigung der Fremdherrschaft rächen wollen, bedroht, und dieser Konflikt, und seine Folgen für die königliche Familie stehen auch im Mittelpunkt dieses ersten Bandes.
Deutsche Ausgabe, Blanvalet. |
Durham beschreibt großzügig die Struktur des Reiches, oft clever implantiert in innere Monolge, oder manchmal auch einfach durch die Geschichte des Reiches und Hauses Akaran, die Leodan seinen vier Kindern erzählt. Das Imperium hat einen spätrömischen, auch byzantinisch anmutenden Charakter; groß und mächtig, aber nichtsdestotrotz mitten im Verfall. Der Stil lässt den erfahrenen Schriftsteller erkennen. Es ist prinzipiell in drei Teile unterteilt: Teil eins stellt die königliche Familie, ihre Mitglieder, ihre Geschichte und letzten Endes auch ihr Ende vor. Im zweiten Teil lässt uns Durham teilhaben wie die Familie vollends zerbricht, und wie dann, im Abstand von acht Jahren, jedes Mitglied seinen Weg macht, wobei Durham oft für lange Zeit auf die Namen verzichtet, und man oft nicht genau weiß um welches der Königskinder es jetzt geht. Teil drei vereint sie wieder, und beschreibt wie sie versuchen ihre Herrschaft wieder herzustellen. In Teil zwei & drei erklärt Durham auch anhand der “aktuellen”, neuen Herrscherfamilie die Struktur und Kultur der Mein.
Wenn Acacia Schwächen hat, dann ist dies in erster Linie in den Charakteren zu suchen. Die moralische Zerissenheit der meisten Protagonisten hat Durham zwar sehr gut ausgearbeitet, aber man fühlt sich in der Regel mit keinem von ihnen wirklich verbunden. Oft interessierte es mich nur mässig was mit ihnen passiert. Im Rahmen ihres Schicksals scheint ihnen einfach alles zu gelingen. Desweiteren kommt man auch nicht umhin, die beiden Schwestern Corrinn & Mena Akaran mit Sensa & Arya Stark aus George RR Martins Ein Lied von Eis und Feuer zu vergleichen. Ich habe auch großen Gefallen an den langen Beschreibungen gefunden, aber manchen Lesern hat Acacia phasenweise sicherlich zu wenig Action.
Cover:
Das Hardcover ist für mich jenseits von Gut & Böse. Guter Durchschnitt! Das Paperback wäre passender für den zweiten Band gewesen. Corinn (?) mit Opferschale….nicht mein Fall ! Das deutsche Cover stellt relativ gut die Beschreibung des Königspalastes nach. Hat wohl auch Durham/seinem Verlag so überzeugt, dass der gleiche Künstler auch das amerikansiche Cover für den zweiten Band machen durfte.
Fazit:
Acacia ist sicherlich nicht perfekt, aber die Mängel fallen nicht so sehr ins Gewicht, bzw. werden durch Durhams schriftstellerisches Können ausgeglichen. Manche der Kritikpunkte werden im Laufe der Reihe sicherlich verblassen, sind vielleicht auch einfach notwendig um eine Grundlage für den Rest der Trilogy zu legen. Actionverliebte Leser werden allerdings vielleicht teilweise etwas Langeweile verspüren.
Fazit: 6.5/10.
Mark Charan Newton – Legends of the Red Sun: Nights of Villjamur
Harcover UK, TOR. |
Dieses Buch stand für sehr lange Zeit nicht nur auf meiner Leseliste, sondern auch auf meinem überquellenden Regal für noch zu lesende Neuzugänge. Dies war, wie sich mittlerweile herausgestellt hat, eine kaum zu verzeihende Sünde. Was mich letzten Endes dazu bewogen hat, es doch noch in die Hand zu nehmen bzw. es an den Anfang der Warteschlange zu stellen, war Newtons äußerst lesenswertes Blog, insbesondere ein Beitrag zum Thema Whisky.
Nights of Villjamur ist Newtons (Quasi) Debüt aus dem Jahre 2009, und es steckt, so viel muß hier schon verraten werden, andere hochgelobte Debüt der vergangenen Jahre, wie Brent Weeks’ The Night Angel Trilogy, meiner Meinung nach leicht in die Tasche.
Rahmenhandlung: Das Jamur Imperium befindet sich Griff eines entfesselten Winters, der aber selbst nur der Vorbote einer prophezeiten Eiszeit ist, die etwa vierzig Jahre andauern wird. Ausreichende Vorräte, sowohl an Nahrung, als auch an Wärme, sind auf Dauer nur in den Städten zu finden. Und die Haupt- und Residenzstadt des Imperiums, Villjamur, ein Jahrtausende alter Moloch, ist folglich das Ziel der meisten Flüchtlinge.
Und hier in Villjamur spielt nicht nur der Großteil der Handlung, hier hat Newton auch seinen heimlichen, eigentlichen Protagonisten gefunden. Die Stadt geht einerseits ihren gewohnten Weg, die legalen, als auch die zwielichtigen Geschäfte lassen sich in ihrem Treiben von der anstehenden Eiszeit nicht stören, die einzelnen Fraktionen ziehen im Machtgleichgewicht der Stadt im Hintergrund ihre Fäden, und die Inquistion versucht ihren Aufgaben als Kriminalpolizei gerecht zu werden.
UK Paperback, Pan Macmillan |
Andererseits sehen sich die Mächtigen, nämlich Kaiser und der Rat, dem Problem der Flüchtlingsmassen, die bereits vor den Toren der Stadt lagern, ausgesetzt. Neben dem Tod des alten Kaisers sorgt die Frage nach der Lösung des Flüchtlingsproblems für große Unruhe, und sie zieht eine Spur der aus Machthunger geborenen Zwietracht hinter sich her.
Die Geschichte wird in ca. 4 Hauptplots, sowie in zahlreichen Nebenplots erzählt, die sich teilweise, aber nicht alle, kreuzen und beeinflussen. Qualitativ spielen diese Plots zwischen den Polen “Innovativ” und “Klischeehaft”. So ist der Plot der den Schritten und Gedanken des Inquisitors Jeryd folgt fast schon ein kleiner Detektivroman, der des Aufsteigers Randur dagegen aber etwas zu glatt und einförmig. Was mir sehr gut gefällt, von anderen Rezensenten aber kritisiert wurde, sind die in manchen Plots sehr häufig anzutreffenden inneren Monologe, die für mich manche Charaktere erst interessant machen.
Doch die wahre Stärke von Nights of Villjamur liegt meiner Meinung nach in Newtons Worldbuilding. Die Stadt,und die Weise wie das Jamur Imperium aufgebaut sind steckt voller interessanter Details die teilweise nur in Nebensätzen gestreift, und gar nicht weiter erläutert werden, teilweise aber im weiteren Verlauf wieder Verwendung finden, und so langsam an Detailtiefe gewinnen. Ich bin mir nicht sicher ob eine Elaboration dieser Kleinigkeiten das Buch verstopft, oder noch mehr zu epischer Breite verholfen hätte.
US Ppbck. & Hrdc, Spectra. |
Rassen und Fraktionen Newton streut sparsam und mit Bedacht: Die Stadt teilen sich in erster Linie Menschen und “Rumel”, eine humanoide Rasse mit der etwa dreifachen Lebensdauer von Menschen; die Menschen stellen zwar den Kaiser und den Rat, aber zur Wahrung des inneren Friedens stellen die Rumel die oberen Ränge der Inquisition, die die Aufgabe der Strafverfolgung wahrnimmt. Leider verzichtet Newton auf eine etwas genauere Beschreibung der Rumel, man erfährt dass sie etwas größer als Menschen werden, dass sie einen Schwanz haben, und dass ihr Körper eine grau/braun/dunkle Färbung hat. Aber weder ich, noch andere Rezensenten sind uns sicher, ob man sie sich ehr glatthäutig, behaart oder vielleicht auch reptilienartig vorzustellen hat. Ohne die genaue Beschreibung drängte sich mir beim Lesen immer wieder das Bild von großen, robusteren und behaarten Elben mit Schwanz auf, was doch recht albern ist. Andere Kreaturen die Newtons Welt bevölkern sind beispielsweise die Garudas, vogelartige Wesen, etwas kleiner als die Menschen, die in eigenen Gemeinschaften leben, teilweise aber im Dienst des Imperiums als Kundschafter arbeiten. Auch gibt es in Villjamur Banshees, eine Art Klageweiber die in eigenen Gemeinschaften leben, und die, wie ihre mythologischen Vorbilder, kurz vor oder während eines Todes, von einer Intuition gelenkt am entsprechenden Ort auftauchen und ihren Gesang ertönen lassen. Die Interessanteste Neuerung die Newton einführt sie die Kultisten: Sie sind am besten als eine Mischung aus Ingenieur, Alchemist und Zauberer beschrieben: Siebenutzen, kopieren und erweitern die von einer untergegangenen Zivilisation überlieferten Relikte, um mit ihnen etwas ähnliches wie Magie auszuführen, allerdings ohne genau zu verstehen, wie genau & warum sie funktionieren. Die Kultisten sind in verschiedenen Sekten und Gruppen unterteilt, und haben eine eigene, chaotische Gesellschaftsordnung mit den Köpfen der großen Sekten an der Spitze, und kleinen Taschenspielern und Magiejunkies (!) als Bodensatz.
Sprachlich ist Nights of Villjamur in einem sehr angenehmen, flüssigen Stil geschrieben, wie er in der Fantasy nicht oft zu finden ist. Flüche und Vulgärsprache werden nur selten verwendet, insofern bildet er einen schönen Gegensatz zum derzeitigen “Trend”, bei dem gerne mit viel Gewalt und Sex gearbeitet wird.
Cover:
Das UK Hardcover ist meiner Einschätzung nach ideal, da es die Stadt, und nicht Personen in den Mittelpunkt stellt. Das UK Paperback ist im Verhältnis dazu eine regelrechte Katastrophe, der junge Herr auf dem Cover soll wohl Randur darstellen, welcher aber beileibe nicht der Protagonist ist. Die US Cover bewegen sich im Mittelmaß, ich weiß nicht welche Situation das Cover darstellen soll ?
Fazit:
Nights of Villjamur ist ehr was für Fans von Mieville oder auch Tad Williams, als für Anhänger der brutal-realistischen Werke von Abercrombie, Morgan & Co. Ein außergewöhnliches Debüt, mit vielen schönen kleinen Details, dicht gepackter Atmosphäre, wenig Klischees, über weite Strecken glaubhaften Charakteren, und vielschichtiger Plotstruktur. Ich lese derzeit bereits die Fortsetzung City of Ruins, und kann bisher nicht den geringsten Abfall feststellen, im Gegenteil !
Wertung: 7.5/10