Flintlock Fantasy, also Fantasy die in irgendeiner Form die Waffengattung des Steinschlosses, mal mit, mal ohne Magie, beeinhaltet, ist ein kleines, aber feines Subgenre. Bekanntester Vertreter dürften die Powder Mage/Gods of Blood and Powder Reihen von Brian McClellan sein.
Hier möchte ich zwei Novellas (zusammengefasst als The God King’s Legacy) von Richard Nell vorstellen. Richard Nell gehört zu der immer größer werdenden Riege der sogenannten Independents, die die ihre Bücher ohne Verlag im Hintergrund veröffentlichen. Dies heißt (leider) in der Regel dass die eBooks Amazon exklusiv sind, also ohne “Tricks” bekommt man sie leider nicht auf Tolinos, Kobos etc. Für die Autoren ohne Verlag ist der Weg über Amazon anscheinend konkurrenzlos: Im englischsprachigen Raum fast konkurrenzlos, ein extrem einfaches Inerface, Abrechnung/Abführung der Steuer übernimmt Amazon, Veröffentlichung in mehreren Ländern etc. Oft lohnt es sich aber auch die betreffenden Autoren persönlich anzuschreiben, oft lässt sich dann auch ein anderer Weg finden.
Auf Richard Nell wurde ich durch seine eindrucksvollen Ash and Sand-Bücher aufmerksam. Eigentlich wollte ich zuerst hiervon ein Review veröffentlichen, aber die Bücher brodeln und gären noch in mir, ich muss sie noch etwas sacken lassen. Deswegen reviewe als Schmankerl zwischendurch diesen kleinen Sammelband.
Autor-Archiv:Sebert
Joe Abercrombie – The Wisdom of Crowds UK & US Cover
Nachdem ich bis auf Best Served Cold (~2010 gelesen) um Joe Abercrombie lange Zeit aus nicht mehr rekonstruierbaren Gründen einen Bogen gemacht habe, habe ich seit letztem Dezember alle verfügbaren Romane, Novellen und Kurzgeschichten nachgeholt.
Und, ich bin schon ein bißchen Fan.
Deshalb bin ich sehr gespannt auf The Wisdom of Crowds, den letzten Band der The Age of Madness Reihe, welcher am 16. September 2021 erscheinen wird.
Mittlerweile steht sowohl das US, als auch das UK Cover fest.
Abercrombie, bzw sein Verlag Orbit, haben immer ein Händchen für zumindest ordentliche Cover gehabt, die Reihen First Law & Shattered Sea haben gehören zu den Reihen mit der besten Covergestaltung die ich kenne. Über die deutschen Ausgaben hüllen wir dagegen besser den Mantel des Schweigens.
Raymond Feist – A Kingdom Besieged (Chaoswar Saga 1)
Hardcover UK, Harpercollins. |
Raymond Feist’s Midkemia Saga war vor vielen, vielen Jahren mein Wiedereinstieg in die Fantasy. Mit meinen steigenden Ansprüchen an die fiktionalen Inhalte meiner Lektüre sank leider auch die Qualität von Feist’s literarischem Output. Wahrscheinlich wohnt meiner Einschätzung auch ein Kausalzusammenhang inne, aber andererseits scheinen viele Leser & Rezensenten diese Einschätzung zu teilen. Feist’s Stil war schon Anfang der achtziger “well established“, aber verglichen mit den Strukturen die Zeitgenossen wie David Gemmel oder David Eddings mit ihren Heldenepen lieferten, wohnte Feists Schaffen aus heutiger Sicht durchaus eine frische Qualität inne. Aber leider verhält es sich mit seinen neueren Veröffentlichung so wie bei neuen Alben von AC/DC: Man hat das Gefühl einer Endlosschleife zu lauschen, hie und da lassen sich Reste der vergangenen Größe erkennen, aber letzen Endes war alles schonmal da, nur besser. Gerade der letzte Band war für mich eine herbe Enttäuschung. Es wirkte unfertig, schlecht lektoriert und unausgegoren. “A Kingdom Besieged” ist der erste Band der “Chaoswar Saga”, der wohl letzten Reihe im Midkemia Universum. Wird es Feist gelingen die Reihe zu einem würdigen Ende zu bringen?
Feist steigt ein mit einer Szenerie aus der in den letzten Bänden immer präsenteren Dämonenwelt, wobei hier erstmals die Sichtweise der Dämonen selbst geschildert wird, diese Sicht bildet den ersten Haupthandlungsstrang. Der Zweite führt uns in die Anfänge der Reihe zurück, nämlich in das Fürstentum Crydee, welches nach den Ereignissen der ersten Bände kaum noch Erwähnung fand. Crydee ist, wie zu Beginn der Reihe, der westlichste Aussenposten des Königreiches der Inseln, und spielt politisch nur eine untergeordnete Rolle. Man könnte diese Szenerie teilweise auch als “Magician – The Next Generations” beschreiben, denn es stehen die Nachfahren von Charakteren aus den vergangenen Jahrzehnten im Muttelpunkt: Die Nachfahren von Martin Longbow, von Talwin Hawkins (der allerdings noch selbst lebt & mitmischt). Viele alte Namen wie Arutha, Jimmy die Hand und sogar König Lyam tauchen auf. A Kingdom Besieged wäre für einen Neueinsteiger denkbar ungeeignet, da sehr viele Charakter und Ereignisse nur kurz, oder gar nicht erklärt werden.
Die einrahmende Handlung besteht neben der in den letzten Bänden eingeführten Dämonenproblematik, und der mit ihr verbundenen Sternelben, in einem drohenden Konflikt des Königreiches mit Imperium Kesh, welcher sich ausgerechnet im Westen um Crydee, einer Gegend die von beiden Seiten als nicht besonders eingeschätzt wird, entzünden soll. Einhergehend, paralell und teilweise verschränkt damit, gehen sowohl das Konklave der Schatten, der Geheimdienst von Jim Dasher/Lord James als auch die Sandreena vom Orden des Schildes ihren Geschäften nach.
Was A Kingdom Besieged meiner Ansicht nach wesentlich besser macht als die Vorgänger, ist die Tatsache dass die Handlung von Titanen wie Pug, Magnus oder Tomas wegschwenkt, und sich zerbrechlicheren Charakteren zuwendet. Die erwähnte jüngere Generation bringt etwas frischen Wind, die Rückkehr von bereits eingeführten und bekannten Personen und Orten gibt dem Kenner der Reihe ein warmes und bekanntes Gefühl. Ebenso wirkt hier alles etwas ausgereifter, sowohl das Lektorat, als auch Feist selbst scheinen sich hier mehr Mühe gegeben zu haben; vielleicht hatten sie auch einfach mehr Zeit.
Cover
Hardcover US, Harper Voyager. |
Die HarperVoyager Ausgabe geht wie alle Bände dieses Stiles in Ordnung, einigermaßen neutral. Das Cover von Harper Voyager gibt sich zwar redliche Mühe, das Motiv hat eindeutigen Bezug zum Inhalt, aber andererseits wirkt es billig und zu klischeehaft. Klare Differenz zwischen “Gute gemeint” und “Gut gemacht” 🙁
Fazit
Ein Hoffnungsschimmer. “A Kingdom Besieged” ist qualitativ eine deutliche Verbesserung. Es ist weniger Pug zentriert, in der Summe ist vieles ein Rückgriff auf die ersten Bände der Reihe, sowohl was die Charaktere, als auch was die Örtlichkeiten angeht. Handlungen und Personen wirken weniger konstruiert als in den letzten Veröffentlichungen. Wenn Feist dieses Niveau halten, besser noch steigern kann, dann sehe ich dem Abschluss von Midkemia vielleicht nicht gleich freudig, aber doch zumindest versöhnlich entgegen.
Wertung: 6/10
Michael J. Sullivan – The Ryria Revelations (Bd 1-5 von 6)
Crown Conspiracy (1v6) & Avempartha (2v6), Ridan Publishing. |
“The Crown Conspirancy”, der erste Band von Michael J, Sullivans “Ryria Revelations” stand bereits seit über einem Jahr auf meinem Warteschlangeregalbrett. Da mir das Buch sowohl in Format, Handhabung, als auch Cover gefiehl, bekam es gegenüber der anderen ungelesenen Werke im Regal, zBsp. von Brian Ruckley, Daniel Abraham oder R. Scott Baker den Vorzug. Eine weise Entscheidung, den bereits nach den ersten hundert Seiten bestellte ich fluchs die anderen bisher erschienenen vier Bände, so groß war meine Lesevergnügen. Da diese innerhalb von wenigen Tagen eintrafen, und ich für einige Tage ans Bett gefesselt bin/war, las ich alle fünf Bände innerhalb einer Woche, wessenthalben ich sie jetzt hier auch zusammen & komprimiert reviewe.
Nyphron Rising (3v6) & The Emerald Storm (4v6), Ridan Publishing. |
Von vorneherein lässt sich sagen dass Sullivan beim Schreiben ein Fantasytraditionalist ist, und sich ehr in Richtung von Eddings oder Feist, als Martin, Erikson oder Abercrombie orientiert.
Das Grundgerüst ist schnell erzählt: Fixpunkte über alle Bände hinweg sind der “Meisterdieb” Royce, und der Söldner Hadrian, welche sich darauf spezialisiert haben für wohlhabende Kundschaft ungewöhnliche und gefährliche Aufträge auszuführen. Als sie kurzfristig, um ein Duell zu verhindern, ein bestimmtes Schwert aus dem Königsresidenz des Königreiches Melegan stehlen sollen, wird zeitgleich auch der König ermordet, und der Mord wird den Beiden angehängt. Hier nimmt eine Entwicklung voller politischen Intrigen seinen Anfang, in den Royce und Hadrian teilweise gegen ihren Willen, teilweise ohne ihr eigenes Wissen hineingezogen werden. Ihnen werden teilweise wiederkehrende, teilweise einmalige Charaktere an die Seite gestellt, mit denen sie sich bändeweise die Rolle der Protagonisten teilen.
Wintertide, Ryria 5v6. Ridan Publishing. |
Das Setting ist folgendes: Das alte Imperium ist schon seit über 900 Jahren untergegangen, die Reste in mehrere Königreiche & eine Republik zersplittert. Zwischen den Königreichen entstehen immer wieder Spannungen, ständig wird versucht neue Bündnisse einzugehen, oder Loyalitäten durch Heirat zu sichern. Eine der wenigen Konstanten ist die Kirche, die schon zu Zeiten des Imperiums existierte, und heute noch an mancher Stelle im Hintergrund die Fäden zieht. Nachdem das alte Imperium nach einem langen Krieg gegen die Elfen/Elben noch in einen Frieden erwirkt hatte, sind die Reiche der Menschen & Elfen/Elben komplett von einander abgeschnitten. Die Elfen/Elben die noch in den Königgreichen der Menschen leben, werden als rechtelos und minderwertig betrachtet, und leben in der Regel in sklavenähnlichen Zuständen. Nicht besser geht es den Zwergen, die zwar aufgrund ihrer Handwerkskunst geschätzt werden, aber trotzdem nicht über die gleichen Rechte wie die Menschen verfügen.
Einen Originalitätspreis gewinnt Sullivan mit Setting und Charakteren sicherlich nicht, aber andererseits ist die Ausführung was den Lesespaß angeht sehr gelungen, Sullivan bereitet hier eine gelungene Variation eines klassischen bekannten Gerichtes zu. Obwohl dem erfahrenen Leser alle Zutaten “irgendwie” bekannt vorkommen, sind die Details der Beziehungen der Charaktere auf der Einen, der Aufbau der Welt auf der Anderen Seite geschickt über die einzelnen Bände verstreut. Aber: Todesfälle sind in der Regel sehr vorhersehbar, oder sie wirken wie eine notwendige Resteentsorgung zum Abschluss eines Handlungsstranges. Ebenso ist die Schilderung mancher Soziotope entweder flach, oder hölzern geraten (insbesondere in Wintertide).
Cover
Die Cover der Einzelbände gehören für mich zum besten was ich in letzter Zeit gesehen habe. Warum? Es sind entgegen dem Trend eben keine Personen abgebildet, sondern Landschaften, Szenen oder Stimmungen. Fast überflüssig zu erwähnen dass sie vom Autor selbst stammen, der selber auch eine Art Kunststudium absolviert hat. Mit diesen kann man sich in der Öffentlichkeit sehen lassen.
Eine mittlere Katastrophe dagegen die dreibändige Ausgabe die Orbit jetzt aufgelegt hat (Jeweils zwei Bände der Ridan Ausgabe in einem Band). Das übliche Klischee: Düstere, halbvermumte Personen, die Hintergründe haben keinen wirklichen Bezug zu den Inhalten. Warum mache Verlage sowas? Nehmen sie uns nicht ernst?
Ryria Revelations, Orbit, UK. |
Fazit
Auch wenn das große Finale “Percepliquis” erst im Frühjahr 2012 erscheint, erhält die Reihe trotzdem schon jetzt eine Empfehlung von mir, sowohl für alte Hasen als auch Frischlinge. Insbesondere für Erstere vermittelt die Reihe oft das Gefühl mal wieder in eine altbekannte Kneipe einzukehren, da Sullivan sich nicht dem aktuellen Trend zu verschachtelt-komplexen Plots in expliziter Sprache verpflichtet fühlt, sondern ehr schreibt wie ein Raymond Feist zu seinen Hoch-Zeiten: Der Drang weiterzulesen, bzw. den nächsten Band aufzuschlagen war bei mir (und auch den meisten anderen Rezensenten) immer präsent, und konnte auch durch die eindeutige Schwächen nicht getrübt werden. Desweiteren ist die Reihe eine Empfehlung für alle die sich mal an einen Roman/Reihe im Original heranwagen wollen, denn Sullivan benützt eine klare, einfache Sprache, ohne allzusehr in Platitüden zu verfallen.
Wertung: 7/10.
Mark Lawrence – Prinz der Dunkelheit
Aufgrund von einigen wohlwollenden Reviews stand Mark Larence’s Debüt bereits seit Mai auf meiner Wunsch-/Einkaufsliste, aber da mein Lesevorlauf bereits sehr groß ist, verzichtete ich auf die Bestellung. Diese wäre sowieso sinnlos gewesen, denn wie ich feststellen musste, wird die englischsprachige Ausgabe erst im August erscheinen, während die deutsche Ausgabe bereits im Mai seinen Weg in die Buchläden fand. Bei einem englischen Autor mehr als ungewöhlich wie ich finde. Umso erstaunter war ich dann, also Mark Lawrence mich anschrieb, ob ich Interesse an einem Freiexemplar hätte. Hatte ich natürlich :-). Das Buch kam dann auch mit netter Widmung an, und da einige andere deutsche Seiten dieser Tage auch Reviews gepostet haben, gehe ich also davon aus dass sie teilweise auch zu den Empfängern der Freiexemplare gehören. Ich halte es für wichtig dies anzumerken, da zumindest meine Wenigkeit sich durch die direkte Ansprache & Widmung durchaus geschmeichelt fühlt. Meine Grundeinstellung war also schon vor dem Lesen ein sehr positives und beeinflusst also auch das Review.
Der Protagonist Jorg ist ein Königssohn der zusehen musste wie seine Mutter und sein Bruder ermordet wurden, und der Aufgrund der politisch begründeten Unfähigkeit seines Vaters dies zu rächen, frustriert zum Racheengel mutiert. Er reißt aus und zieht mit einer Band von organisierten Strauchdieben und Söldnern umher.Wohlgemerkt im zarten Alter von neun, beziehungsweise etwa fünfzehn zum Zeitpunkt zum der Erzählung.
“Prinz der Dunkelheit” ist der erste Teil der Triology “The Broken Empire” (dt. Titel mir unbekannt), und anscheinend wurde im UK bereits ein regelrechter Bieterwettstreit um die Rechte ausgetragen, folglich wird auch versucht es als “das” Debüt 2011 zu vermarkten.
Ich bin mir nicht sicher ob es jetzt “das” Debüt ist, aber es ist auf jeden Fall ein Erstling der deutlich mehr Stärken als Schwächen hat. Die Eragornleser seien aber gewarnt: Jorg erweckt weder große Sympathien, und er und seine Kumpane stellen fast einen Gegensatz zur gängigen Interpretation des Heldenhaften dar. Sein zynisch untermalter Mangel an Empathie, und der gewissenlose Egoismus machen ihn zum Gegenstück des strahlenden Heldens. Die (Gräuel)taten die von Jorg und “seiner Bande” begangen werden sind zwar zahlreich, werden aber immer ehr angedeutet als beschrieben. Es geht auch mehr um sein Innenleben als um seine Handlungen, entscheidend ist was ihn antreibt. Andere Charaktere bleiben auch blass, und warten ehr mit vergänglichen Qualitäten auf. Der Plot springt immer wieder geschickt kapitelweise zwischen der Gegenwart und den Ereignissen in Folge des oben erwähnten Mordes, so dass der Leser häppchenweise mit Hintergrundinformationen versorgt wird. Neben Lawrence’s gefälligem Stil, der das Lesen zu einem einfachen Genuss macht, ist auch der Abschluss dieses Bandes gelungen, er endet ehr in einer natürlichen Pause als in einem Cliffhanger.
Beim Worldbuilding gibt sich Lawrence ebenfalls keine Blöße. Die politische Landkarte erinnert an den deutschen Partikularismus am Ende des heiligen römischen Reiches deutscher Nationen; viele kleine Territorialherren streiten um Macht, Ruhm und Land, den Kaiser als zentrale Institution gibt es nicht mehr. Die Welt scheint von der Geschichte her eine postapokalyptische Version der unsrigen zu sein, so finden sich Sokrates, Plutarch aber auch der christliche Glaube wieder. Auch werden eifrig die Überlassenschaften der vorherigen Zivilisation genutzt, wie zBsp überlieferter und überlegener Stahl. Aber auch höhere, scheinbar elektronische Technik schimmert hier da durch die Buchseiten, und dies dürfte so manchen Leser ersteinmal verwirren. Geographisch scheint die Welt (siehe Karte) trotzdem nichts mit Europa oder Nordamerika gemein zu haben, aber andererseits werden Regionen wie beispielswiese Persien erwähnt.
Doch leider gibt es auch etwas zu bemängeln: Jorg scheint trotz seines noch jungen Alters einfach alles zu gelingen. Egal ob es die Konfrontation mit deutlichen älteren und stärkeren Bandenmitgliedern ist, oder wenn er in einer aussichtslosen Situation mit dem Rücken zur Wand steht. Er hadert, kämpft und verliert in seinem Kopf und seiner Psyche mit sich selbst und anderen, aber in der physischen Welt scheint Scheitern, von einer dramatischen Situation abgesehen, für ihn ein Fremdwort zu sein. Insofern hat er dann doch etwas vom Klischeehelden, aber diese Charakterzüge wirken auf mich selbst in der klaten Realität des Buches überzogen und unrealistisch. Die Übersetzung halte ich in seiner Gesamtheit für gelungen, der Titel “Prinz der Dunkelheit” ist aber ein Griff ins Klo. Der Originaltitel “Prince of Thorns” rührt daher, dass Jorg, als er den Mord als Kind beobachten musste, in einem Dornbusch feststeckte, und an diesen Verletzungen beinahe selber erlegen wäre. Und so wie der Rachegedanke seine Seele entstellt, so zeichnen ihn die Narben des Dornbusches bis heute. Weshalb man auf diese Symbolik mittels “Dornenprinz” o.ä. nicht eingegangen ist, bleibt mir ein Rätsel.
Cover
Das deutsche und das UK Cover ist identisch und es nimmt, immerhin, wirklich einen Bezug auf den Inhalt des Buches: Ein junger verhüllter Knabe in einem Haufen getöter Menschen und ihren Waffen. Von der Symbolik her eine Art Racheengel nach vollbrachter Arbeit. Ich finde es aber trotzdem zu peinlich und martialisch, meine Abneigung gegen Personendarstellungen schlägt hier wieder durch.
Fazit:
Mark Lawrence ist hier ein gutes und durchdachtes Debüt gelungen. Aufbau, Sprache und Plot zeugen von einem Könner, der weiß wie man Spannung aufbaut und mit den Lesererwartungen spielt. Die oben beschriebenen Mängel im Protagonisten verpassen dem Ganzen aber leider einen Dämpfer. Auf die nächsten Bände bin ich aber trotzdem gespannt.
Wertung: 7/10.
David Anthony Durham – Acacia: The War with the Mein (Macht und Verrat)
Hardcover |
David Anthony Durhams Acacia: The War with the Mein galt als eines der Fantasydebüts von 2007, wobei die Betonung ganz klar auf “Fantasy” liegt, denn Durham hat bereits Werke wie Gabriel’s Story & Walk Through vorgelegt, die sich ehr mit afroamerikanischen Schicksalen im 19. Jahrhundert auseinandersetzen, sowie das vielfach ausgezeichnete und gelobte Pride of Carthage, ein historischer Roman der zur Zeit des zweiten punischen Krieges spielt. Der Mann kann schreiben, und lehrt und doziert über sein können auch an diversen amerikanischen Universitäten. Insofern darf man auch kein typisches Debüt erwarten.
Paperback |
Man merkt dass Durham Erfahrung beim Schreiben historischer Fiktion hat. Vieles in Acacia ist nicht so einfach wie es scheint, die
Abhängigkeiten und Verknüpfungen in der von ihm geschaffenen Welt sind vielfältig. Acacia ist nicht nur der Name des Buches, sondern auch der des Herrscherhauses, und dessen Macht beruht letzten Endes auf einer Droge, dem “Mist” mit dem es insbesondere die unteren Schichten seines zusammengewürfelten Imperiums mehr oder weniger ruhig stellt. Aber der Konsumund die daraus folgende Lethargie zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten, auch der König selbst, Leodan, aus dem Geschlecht der Akaran, ist der Droge, ob der moralischen Konflikte, die die Herrschaft mit sich bringt, verfallen. Diese Droge erhält das Imperium von den mysteriösen Lothan Akun, die weit entfernt, in angeblicher unendlicher Machtfülle jenseits des Ozeans leben. Das Reich wird gleichzeitig von den Mein, eine Art Wikinger, die sich für die Demütigung der Fremdherrschaft rächen wollen, bedroht, und dieser Konflikt, und seine Folgen für die königliche Familie stehen auch im Mittelpunkt dieses ersten Bandes.
Deutsche Ausgabe, Blanvalet. |
Durham beschreibt großzügig die Struktur des Reiches, oft clever implantiert in innere Monolge, oder manchmal auch einfach durch die Geschichte des Reiches und Hauses Akaran, die Leodan seinen vier Kindern erzählt. Das Imperium hat einen spätrömischen, auch byzantinisch anmutenden Charakter; groß und mächtig, aber nichtsdestotrotz mitten im Verfall. Der Stil lässt den erfahrenen Schriftsteller erkennen. Es ist prinzipiell in drei Teile unterteilt: Teil eins stellt die königliche Familie, ihre Mitglieder, ihre Geschichte und letzten Endes auch ihr Ende vor. Im zweiten Teil lässt uns Durham teilhaben wie die Familie vollends zerbricht, und wie dann, im Abstand von acht Jahren, jedes Mitglied seinen Weg macht, wobei Durham oft für lange Zeit auf die Namen verzichtet, und man oft nicht genau weiß um welches der Königskinder es jetzt geht. Teil drei vereint sie wieder, und beschreibt wie sie versuchen ihre Herrschaft wieder herzustellen. In Teil zwei & drei erklärt Durham auch anhand der “aktuellen”, neuen Herrscherfamilie die Struktur und Kultur der Mein.
Wenn Acacia Schwächen hat, dann ist dies in erster Linie in den Charakteren zu suchen. Die moralische Zerissenheit der meisten Protagonisten hat Durham zwar sehr gut ausgearbeitet, aber man fühlt sich in der Regel mit keinem von ihnen wirklich verbunden. Oft interessierte es mich nur mässig was mit ihnen passiert. Im Rahmen ihres Schicksals scheint ihnen einfach alles zu gelingen. Desweiteren kommt man auch nicht umhin, die beiden Schwestern Corrinn & Mena Akaran mit Sensa & Arya Stark aus George RR Martins Ein Lied von Eis und Feuer zu vergleichen. Ich habe auch großen Gefallen an den langen Beschreibungen gefunden, aber manchen Lesern hat Acacia phasenweise sicherlich zu wenig Action.
Cover:
Das Hardcover ist für mich jenseits von Gut & Böse. Guter Durchschnitt! Das Paperback wäre passender für den zweiten Band gewesen. Corinn (?) mit Opferschale….nicht mein Fall ! Das deutsche Cover stellt relativ gut die Beschreibung des Königspalastes nach. Hat wohl auch Durham/seinem Verlag so überzeugt, dass der gleiche Künstler auch das amerikansiche Cover für den zweiten Band machen durfte.
Fazit:
Acacia ist sicherlich nicht perfekt, aber die Mängel fallen nicht so sehr ins Gewicht, bzw. werden durch Durhams schriftstellerisches Können ausgeglichen. Manche der Kritikpunkte werden im Laufe der Reihe sicherlich verblassen, sind vielleicht auch einfach notwendig um eine Grundlage für den Rest der Trilogy zu legen. Actionverliebte Leser werden allerdings vielleicht teilweise etwas Langeweile verspüren.
Fazit: 6.5/10.