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Patrick Rothfuss – The Wise Man’s Fear (Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag)

Hardcover UK, Gollancz.

Wie viele andere Fans dies- & jenseits des großen Teiches habe auch ich lange auf  The Wise Man’s Fear gewartet. Einiges was ich aufgrund der Aussagen anderer Rezensenten, die allerdings die ARC (Advanced Reading Copy) zu Verfügung hatten, befürchtete, fehlte entweder in der finalen Version (unwahrscheinlich) oder ich nahm es schlicht nicht so wahr.

Rothfuss verzichtet auf die mittlerweile fast obligatorische Zusammenfassung “..was bisher geschah”, wer sich aber die Eckpunkte von The Name of the Wind nochmal ins Gedächtnis rufen will, kann sich diesen kurzen Comic zu Gemüte führen. Das Setting ist Anfangs noch das gleiche in The Name of the Wind. Das Gasthaus, und die Ereignisse darin bilden den erzählerischen und perspektivischen Rahmen, die eigentliche Erzählung findet aber in und um die Universität statt, hier beeindruckt Rothfuss wieder mit seinem Talent seine Welt detailliert, realistisch und glaubwürdig zu gestalten. Die Universität, und der Aufbau der verschiedenen Fakultäten, und wie sie erklärt sind beeindruckt mich immer wieder. Ebenso wie er die Wissenschaften entworfen hat. Wenn die Welt solchen Naturgesetzen unterworfen wäre wie sie Rothfuss sie seiner Welt eingepflanzt hat, dann gäbe es am Großteil der von Rothfuss aufgeführten und erklärten Wissenschaften nichts zu rütteln. Physik, Logik, Philosophie und das Metaphysische verbindet Rothfuss mehr als überzeugend.

Zu Beginn erleben wir Kvothe’s zweites Semester in ganzer Fülle, von der problematischen Einschreibung, bis zum vorläufigen Ende seiner finanziellen Probleme. Und obwohl ich noch viele Semester miterleben möchte, einfach weil ich die Universität sehr faszinierend finde (Hogwarts anyone?), ist es gut dass das Setting sich im zweiten Drittel ändert, und sich von der Universität weg bewegt.

Hardcover US,DAW

Manche Übergänge sind allerdings etwas holprig, zBsp. erfährt man dass Kvothe wegen eines Vergehens vor Gericht gestellt wird, aber den Ablauf bzw. wie Kvothe der Verurteilung entrinnt, erfahren wir in einer zugegebenermaßen cleveren, aber doch sehr kurzen Blende in das Gasthaus in der Gegenwart. Ebenso wird Kvothe’s Reise zu Beginn des zweiten Drittels, obwohl einiges passiert, auf zwei Seiten abgefertigt. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass ein auf Details geradezu versessener Autor wie Rothfuss hier nichts einfiel, wahrscheinlich musste er diese Passagen aus Platzgründen stark komprimieren.

Das Hauptproblem bei TWMF ist, dass es logischerweise schwerpunktmäßig um Kvothe geht, es reiht sich Ereignis an Ereignis, letzten Endes gelingt ihm alles, und teilweise sehr große Zufälle spielen ihm zu. Rothfuss zeigt zwar phasenweise zweifelnde, und überhebliche Momente von Kvothe, aber wirkliche Reibung mit der Welt, dass seine Verzweifelung spürbar wird, erfährt man leider nicht. Auch Ruhepausen, die man durch mehrere Plots oder andere Protagonisten bekommen könnte, entstehen leider nicht, der einizige Protagonist muß schliesslich die Handlung vorantreiben. Nebencharaktere wie Denna, Sim, oder Wilem die bereits in TNotW eingeführt wurden bleiben leider immer noch verhältnismäßig blass und eindimensional. Man erfährt zwar ein bisschen mehr über ihre Biographien, aber sie bleiben ehr uninteressant. Aber darüber sollte man sich a weder wundern, noch beklagen, denn letzten Endes ist es ja eine Autobiographie, also vor allem ein “ICHICHICH” Buch !
Mein persönlicher Hassteil befindet sich am Ende des zweiten Drittels, dort befinden sich ca. 50 Seiten einer traumartigen Sequenz, die sehr überraschend über den Leser herfallen, und für mich sehr hinmontiert wirken. Sie waren zwar toll geschrieben, aber ich hätte sie trotzdem gerne überlesen.
Es wird sicher auch einige stören, dass TWMF, insbesondere im Vergleich zu Joe Abercrombie & Konsorten, sehr actionunlastig ist. Es passiert zwar mehr als im Vorgänger, aber es geht sehr gemütlich zu, der Weg scheint hier ehr das Ziel zu sein.

Cover
Beide Cover sind so mittelprächtig geraten, wobei mir das UK Cover mit der Schwert zückenden Person (Kvothe !?!) etwas effekthascherisch erscheint. Das US Cover ist stimmig, aber ich verstehe dass Motiv nicht ganz. Es ist aber auf jeden Fall das S-Bahn tauglichere.

Fazit
Die Erwartungen an Band drei sind bei mir mittlerweile riesig, denn Band zwei wirft fast mehr Fragen auf, als dass er beantwortet, es muß noch so viel an der Welt  ausgemalt werden, es muß noch so viel passieren, die Situation der Welt der erzählerischen Gegenwart &  nicht zuletzt der Titel “Königsmörder” muß noch erklärt werden. Und wie oben angeführt gibt es genügend Dinge zu kritisieren, mir hat die Lektüre aber trotzdem einen Riesenspaß bereitet. Warum, kann ich nicht so richtig in Worte fassen, sicherlich sind es die vielen kleinen Details an der Universität, vielleicht ist Rothfuss aber auch einfach ein brillianter Erzähler. Wer The Name of the Wind mochte, wird The Wise Man’s Fear auf jeden Fall lieben !

Wertung: 8/10.