Raymond Feist – A Kingdom Besieged (Chaoswar Saga 1)

Hardcover UK, Harpercollins.

Raymond Feist’s Midkemia Saga war vor vielen, vielen Jahren mein Wiedereinstieg in die Fantasy. Mit meinen steigenden Ansprüchen an die fiktionalen Inhalte meiner Lektüre sank leider auch die Qualität von Feist’s literarischem Output. Wahrscheinlich wohnt meiner Einschätzung auch ein Kausalzusammenhang inne, aber andererseits scheinen viele Leser & Rezensenten diese Einschätzung zu teilen. Feist’s Stil war schon Anfang der achtziger “well established“, aber verglichen mit den Strukturen die Zeitgenossen wie David Gemmel oder David Eddings mit ihren Heldenepen lieferten, wohnte Feists Schaffen aus heutiger Sicht durchaus eine frische Qualität inne. Aber leider verhält es sich mit seinen neueren Veröffentlichung so wie bei neuen Alben von AC/DC: Man hat das Gefühl einer Endlosschleife zu lauschen, hie und da lassen sich Reste der vergangenen Größe erkennen, aber letzen Endes war alles schonmal da, nur besser. Gerade der letzte Band war für mich eine herbe Enttäuschung. Es wirkte unfertig, schlecht lektoriert und unausgegoren. “A Kingdom Besieged” ist der erste Band der “Chaoswar Saga”, der wohl letzten Reihe im Midkemia Universum. Wird es Feist gelingen die Reihe zu einem würdigen Ende zu bringen?

Feist steigt ein mit einer Szenerie aus der in den letzten Bänden immer präsenteren Dämonenwelt, wobei hier erstmals die Sichtweise der Dämonen selbst geschildert wird, diese Sicht bildet den ersten Haupthandlungsstrang. Der Zweite führt uns in die Anfänge der Reihe zurück, nämlich in das Fürstentum Crydee, welches nach den Ereignissen der ersten Bände kaum noch Erwähnung fand. Crydee ist, wie zu Beginn der Reihe, der westlichste Aussenposten des Königreiches der Inseln, und spielt politisch nur eine untergeordnete Rolle. Man könnte diese Szenerie teilweise auch als “Magician – The Next Generations” beschreiben, denn es stehen die Nachfahren von Charakteren aus den vergangenen Jahrzehnten im Muttelpunkt: Die Nachfahren von Martin Longbow, von Talwin Hawkins (der allerdings noch selbst lebt & mitmischt). Viele alte Namen wie Arutha, Jimmy die Hand und sogar König Lyam tauchen auf. A Kingdom Besieged wäre für einen Neueinsteiger denkbar ungeeignet, da sehr viele Charakter und Ereignisse nur kurz, oder gar nicht erklärt werden.
Die einrahmende Handlung besteht neben der in den letzten Bänden eingeführten Dämonenproblematik, und der mit ihr verbundenen Sternelben, in einem drohenden Konflikt des Königreiches mit Imperium Kesh, welcher sich ausgerechnet im Westen um Crydee, einer Gegend die von beiden Seiten als nicht besonders eingeschätzt wird, entzünden soll. Einhergehend, paralell und teilweise verschränkt damit, gehen sowohl das Konklave der Schatten, der Geheimdienst von Jim Dasher/Lord James als auch die Sandreena vom Orden des Schildes ihren Geschäften nach.
Was A Kingdom Besieged meiner Ansicht nach wesentlich besser macht als die Vorgänger, ist die Tatsache dass die Handlung von Titanen wie Pug, Magnus oder Tomas wegschwenkt, und sich zerbrechlicheren Charakteren zuwendet. Die erwähnte jüngere Generation bringt etwas frischen Wind, die Rückkehr von bereits eingeführten und bekannten Personen und Orten gibt dem Kenner der Reihe ein warmes und bekanntes Gefühl. Ebenso wirkt hier alles etwas ausgereifter, sowohl das Lektorat, als auch Feist selbst scheinen sich hier mehr Mühe gegeben zu haben; vielleicht hatten sie auch einfach mehr Zeit.

Cover

Hardcover US, Harper Voyager.

Die HarperVoyager Ausgabe geht wie alle Bände dieses Stiles in Ordnung, einigermaßen neutral. Das Cover von Harper Voyager gibt sich zwar redliche Mühe, das Motiv hat eindeutigen Bezug zum Inhalt, aber andererseits wirkt es billig und zu klischeehaft. Klare Differenz zwischen “Gute gemeint” und “Gut gemacht” 🙁

Fazit
Ein Hoffnungsschimmer. “A Kingdom Besieged” ist qualitativ eine deutliche Verbesserung. Es ist weniger Pug zentriert, in der Summe ist vieles ein Rückgriff auf die ersten Bände der Reihe, sowohl was die Charaktere, als auch was die Örtlichkeiten angeht. Handlungen und Personen wirken weniger konstruiert als in den letzten Veröffentlichungen. Wenn Feist dieses Niveau halten, besser noch steigern kann, dann sehe ich dem Abschluss von Midkemia vielleicht nicht gleich freudig, aber doch zumindest versöhnlich entgegen.

Wertung: 6/10

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